Gestern habe ich frühabends die Sterne im klaren Nachthimmel betrachtet. Vielleicht kommt ja auch die ISS vorbei, dachte ich, und siehe da, habe ich einen Satelliten gesehen, der von West nach Ost seine Spur zog. Könnte die ISS sein, war aber nicht hell genug. Und dann entdeckte ich einen zweiten Satelitten, hinter dem ersten, auf genau derselben Spur, mit vielleicht 10° bis 15° Abstand (kann ich schlecht schätzen). Und, zu meiner Überraschung, dann noch einen dritten, im selben Abstand. Waren es vielleicht doch US-amerikanische Transportflugzeuge, die da in großer Höhe flogen? Aber nein, zu hoch, zu schnell, keine Positionslichter, das waren definitiv Satelliten.
Ich war verblüfft, mehrere Satelliten hintereinander hatte ich bisher noch nicht gesehen. Dann bin ich ums Haus rum gegangen und habe Richtung Westen geschaut: dort kam noch ein Satellit und noch einer und dann noch einer. Eine ganze Kette von Satelliten, anscheinend ohne Ende. Wie im Science Fiction, dachte ich, so ein bisschen wie Harlan’s World.
Mit einer Satelliten-Tracking-App habe ich nachgeschaut, um was es sich da handelt: es waren Starlink-Satelliten, von SpaceX. Und es sollen noch wesentlich mehr werden.
Hier ein Screenshot der Satelliten-App (von einem anderen Tag). Man erkennt die Starlink-Satelliten, die hintereinander auf derselben Bahn entlang ziehen
Der Himmel ist nicht mehr derselbe vor zuvor. Seit Jahrtausenden haben die Menschen nachts die Sterne angeschaut und bewundert. 1957 wurde der erste Satellit als überragende, technische Errungenschaft gefeiert. Jetzt verschwinden die Sterne hinter den Satelliten, wir sehen ein Netz von Kleinstkörper im Orbit. Wir sehen uns selbst, wenn wir in den Himmel schauen, und nicht mehr das große, unergründliche Universum, jenseits der kleinen Nußschale, die unsere Erde ist.
Update: Eine Diskussion der Thematik findet sich hier: https://www.technologyreview.com/2020/09/02/1007938/satellite-mega-constellations-risk-ruining-astronomy-forever/amp/?__twitter_impression=true