Ende Oktober stürzte eine Boing 737 MAX der Lion Air Fluggesellschaft nahe Jakarta ins Meer. Ein vorläufiger Bericht zeigt die Ursachen des Absturzes auf. Unmittelbarer Auslöser war ein defekter Sensor, der den Anströmwinkels an der Tragfläche misst. Aufgrund der falschen Messwerte änderte der Bordcomputer fälschlicherweise seine Fluglage, indem er die Nase des Flugzeuges senkte. Die Crew versuchte das immer wieder händisch zu korrigieren, was ihr jedoch nicht gelang. Eine Abschaltung dieser Funktion des Bordcomputers erfolgte nicht. Ein zweiter, redundanter Sensor war vorhanden, wurde jedoch vom Bordcomputer nicht berücksichtigt.

Offensichtlich machte der Sensor bereits am Vortag Probleme. Er wurde jedoch von der Fluggesellschaft nicht ausgewechselt. Die Crew am Vortag bekam das Problem in den Griff, indem sie die fehlerhafte Funktion des Bordcomputers abschaltete und das Flugzeug manuell steuerte.

Auch wenn der finale Bericht noch aussteht, zeichnet der Zwischenbericht ein erschütterndes Bild von Versagen auf mehreren Ebenen: ungenützte redundante Sensoren, ungenügend kommunizierte oder zu komplexe Handlungsanweisungen, zu wenig Wartung durch die Fluggesellschaft.

Meiner Ansicht nach verdienen zwei Aspekte besondere Beachtung.

Hohe Sicherheitsstandards

Das Unglück zeigt, dass die Sicherheitsstandards in der Avionik sehr hoch sind. Nur durch die Verkettung mehrerer verschiedener Ursachen und nicht-Einhalten von Sicherheitsregeln kam es zum Unglück. Natürlich hätte es so niemals passieren dürfen, und natürlich hätte dieses und jenes nicht so gemacht werden dürfen. Aber man versucht das Beste und ist schon ziemlich weit gekommen [Nachtrag 18.3.2019: nach dem zweiten Absturz in Äthiopien stellt sich das etwas anders dar].

Problemfeld Mensch-Maschine Kommunikation

Ein weiterer, wichtiger Aspekt ist die Mensch-Maschine Kommunikation. In diesem Fall führte die Fehlfunktion eines Computer-Systems zum Absturz, obwohl die Crew das Problem erkannte hatte und gegen den Computer „kämpfte“. Es gab schon eine Reihe von früheren Vorfällen, bei denen ebenfalls die Crew und die Computersysteme nicht richtig zusammen arbeiteten und dadurch einen Absturz verursachten. Es gibt zu denken, dass das bei Piloten-Crews passiert, die im Hauptberuf für das Fliegen von Flugzeugen verantwortlich sind und die kontinuierlich für ihre Tätigkeit geschult und ausgebildet werden.

Und das automatisierte Fahren?

Überträgt man die Beispiele in unsere Alltagswelt, so zeichnen sich hier dunkle Wolken am Himmel des automatisierten Fahrens ab. Prinzipiell haben wir dasselbe Problem: intelligente Computersysteme übernehmen immer mehr Fahrzeugfunktionen, interagieren aber auch mit dem Menschen. Nur das der normale Autofahrer nicht hauptberuflich fährt und keine kontinuierliche Weiterbildung im Fahren bekommt, sondern einmal seinen Führerschein gemacht hat und nun mit komplexen Systemen und komplexen Situationen zurechtkommen muss. Vielleicht tritt so ein Fall erst nach mehreren Jahren automatisiertem Fahren auf, in denen die Fahrerin oder der Fahrer nicht eingreifen musste. Ziemlich sicher sind die Fahrer dann überfordert und können nicht rechtzeitig eingreifen.

Link zu einem Bericht der Süddeutschen Zeitung: https://www.sueddeutsche.de/panorama/lion-air-absturz-ursachen-1.4230062


Absturz der Lion Air Boing 737 MAX